QUEER PASSION
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new libretto

DEUTSCH
NEDERLANDS
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Seht jene Menschen

Libretto zu Bachs Johannespassion, BWV 245
Thomas Höft, 2022

Die „queerPassion“ ist nichts anderes als die berühmte Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach, die Thomas Höft mit einem komplett neuen Libretto überschrieben hat. Dieser Text stellt statt der Leidensgeschichte Jesu die Leidensgeschichte diskriminierter und ermordeter queerer Menschen in den Mittelpunkt des Nachdenkens. Dabei geht es nicht um äußerliche Provokation, denn die biblische Passionsgeschichte kommt gar nicht vor, sondern um die ernste Frage unseres Verhaltens dem Leiden von Menschen gegenüber, die aufgrund ihrer Sexualität oder ihrer Genderdiversität verfolgt wurden und werden.
Dabei bleibt die Musik, wie sie Bach komponiert hat, komplett erhalten, nichts wird in unserer Aufführung verändert als der Text, der sich ganz und gar den Melodielinien von Bach anpasst. Und auch die Geschichten, die wir erzählen, sind historisch belegt. Die erwähnten Personen haben gelebt und ihr Schicksal ist uns in vielen Quellen und Dokumenten überliefert. Aber auch Beispiele gegenwärtiger Aggressionen und Verfolgung werden nicht ausgespart: die Diskriminierung und Verfolgung queerer Menschen ist noch immer tödliche Realität.
Behold the people

Libretto for Bach's St John Passion, BWV 245
Thomas Höft, 2022

The "queerPassion" is nothing other than the famous St John Passion by Johann Sebastian Bach, which Thomas Höft has overwritten with a completely new libretto. Instead of the Passion of Jesus, this text places the story of the suffering of discriminated and murdered queer people at the centre of reflection. This is not about outward provocation, as the biblical Passion story does not appear at all, but about the serious question of our behaviour towards the suffering of people who have been and continue to be persecuted because of their sexuality or gender diversity.
The music as composed by Bach remains completely intact; nothing is changed in our performance except the text, which is completely adapted to Bach's melody lines. And the stories we tell are also historically documented. The people mentioned lived and their fate has been handed down to us in many sources and documents. But examples of contemporary aggression and persecution are not left out either: the discrimination and persecution of queer people is still a deadly reality.

DEUTSCH
ERSTER TEIL
 
01 Chor
Alle
Seht jene Menschen,
deren Sein in allen Landen schmählich ist!
Zeigt uns durch Eure Passion,
daß Ihr, in Eurer Menschlichkeit,
zu aller Zeit, und oft in größter Niedrigkeit
verachtet worden seid.
 
02 Rezitativ & Chor
Erzähler
Luis fuhr mit seinen Freunden abends nach Orlando, in eine Tanzbar, das Ziel von Luis und seinen Freunden. Omar aber, der auf sie schoß, kannte den Ort auch; denn Schwule verabreden sich dort im Club mit ihresgleichen. Da nun Omar für sich hatte gefaßt den Entschluss, daß er Attentate im Club begehen wollte, kommt er dahin mit Glock, Shotgun schwer bewaffnet. Weil nun WIR heut’ alles wissen, was dort geschehen sollte, steht einer auf und stellt die Frage:
 
Ein Betroffener
Warum die Tat?
 
Erzähler
Doch man wiegelte ab:
 
Die Presse
Zufall. Zufall.
In irgendeiner Bar.
 
Erzähler
Da widerspricht er ihnen:
 
Ein Betroffener
Nein. Falsch.
 
Erzähler
Omar aber, den man erschoß, kann nichts mehr sagen. Da nun jener ganz deutlich meint: ‘Nein. Falsch!’, werden viele verlegen und schauen zu Boden. Da fraget er sie nun abermal:
 
Ein Betroffener
Warum die Tat?
 
Erzähler
Sie aber meinen:
 
Die Presse
Zufall. Zufall.
In irgendeiner Bar.
 
Erzähler
Doch wir antworten drauf:
 
Ein Betroffener
Das Attentat war Schwulenmord. Eine solche Tat soll man beim Namen nennen.
 
03 Choral
Alle
Verpönte Lieb,
die Lieb abseits der Maße,
hat Euch gebracht auf eine Marterstraße.
Wir leben mit der Welt in Lust und Freuden,
und andre leiden.
 
04 Rezitativ
Erzähler
Nur daß es bald verharmlost wurde, wie man’s gewohnt ist: Sind queere Personen die Opfer, verschweigt man die Fakten gerne. Wie oft schon brauchte einer Gewalt, voll Wut und Haß, und schoß wahllos zwischen Feiernde, legt Feuer oder Bomben - ja so sterben viele. Deshalb wollen wir sagen:
 
Ein Betroffener
Laßt uns das Schweigen beenden. Soll man den Haß nicht nennen, der oft der Anlaß gewesen ist?
 
05 Choral
Alle
Rechtsprechung und Gesetz stell’ gleich
wie Ihr auch immer liebet Euch.
Schreibt fest nach solcher Leidenszeit
Gerechtigkeit in Lieb und Freud.
Widersprecht dem Gedankengut,
das jeder Lieb Gewalt antut.
 
06 Rezitativ
Erzähler
Das Massaker Omars in Orlando kostete fünfzig Menschen dort das Leben. Und es geschah im Trubel und Spaß der Latino-Tanznacht, und es gab keine Warnung, wie sich wohl mancher noch erinnern kann. Es bleibt nur kein Einzelfall, daß da einer meint, es wäre gut, daß ein Mensch würde umbracht, weil er liebt.
 
07 Arie
Alt
Von den Normen,
die nur Sünden lassen empfinden,
wird mein Geist gebunden.
Mich von all den Fehlurteilen
völlig zu heilen,
will ich ganz gesunden.
 
08 Rezitativ
Erzähler
Viel zu oft noch aber können die Menschen nicht: lieben, wen sie wollen.
 
09 Arie
Sopran
Ich folge dir gleichfalls
mit freudigen Schritten
und lasse sie nicht,
die Liebe, mein Licht.
Befördert den Lauf
und höret nicht auf,
einander zu lieben,
zu küssen, zu schätzen.
 
10 Rezitativ
Erzähler
Im Jahr Siebzehndreißig stand Josua Wilts vor Gericht, der war ein Trinker, gemein, und der Küster im Utrechter Dom. Grad dort hatte er Fremde attackiert. Und seine jüngere Schwester, die dem Utrechter Rat bekannt war, trat auf, beschuldigte weit’rer Untaten ihn, so riefen sie Josua hinzu. Da sprach die Schwester gar bitter empört zum Bruder:
 
Die Schwester
Und außerdem schlägst du noch deine Kinder!
 
Erzähler
Er sprach:
 
Josua Wilts
Das stimmt nicht.
 
Erzähler
Da schwiegen aber die Schwester und Kinder. Er hatte sie eingeschüchtert, und er war bös, sie fürchteten sich. Josua aber stund bei ihnen und grübelte ernst. Einer der Richter schließlich fragte Josua, was er meine zu der ganzen Sache. Josua antwortete ihm:
 
Josua Wilts
Ich möchte frei, öffentlich bekennen vor Gericht: Ich habe sicherlich zuweilen viel getrunken und bös gehandelt, vor allem Sonntags im Utrechter Dom, doch hab ich dort nicht mit Männern gehurt. Warum fragst du nicht danach? Frag mich danach doch, frag nach Sodoms Lüsten, die ich im Dome gesehen habe. Wisse, die teuflischste Hure heißt Zacharias Wilsma!
 
Erzähler
Als er aber dies behauptete, ließ der Richter einfach und ohne Zögern Wilsma sofort arrestier’n und sprach:
 
Ein Utrechter Richter
Zieht ihn aus und überantwortet ihn der Folter!
 
Erzähler
Wilsma aber antwortete:
 
Zacharias Wilsma
Hab ich übel getan, so beweise es, daß es böse sei, hab ich aber recht getan, was schlägest du mich?
 
11 Choral
Alle
Wer hat dich so geschlagen,
mein Freund, und dich mit Plagen
so übel zugericht’?
Es ist doch keine Sünde,
wie du so zu empfinden,
nein, Missetaten sind das nicht.
Du hast doch nur ein Leben,
Dir ist nicht mehr gegeben,
Du zeigst es einfach her.
Das hat sie so erreget,
das Elend, das dich schläget,
und das verdummte Marterheer.
 
12 Rezitativ & Chor
Erzähler
Und Wilsma nannte, nackt, geschunden ihnen hundertvierzig Freunde. Baron Frederick war ganz ahnungslos, da sprachen sie zu ihm:
 
Alle
Bist du nicht Sodomsjünger einer?
 
Erzähler
Er leugnete aber und sprach:
 
Frederik Adriaan van Reede van Renswoude
Ich bin’s nicht.
 
Erzähler
In der Stadt kursierten Flugblätter von Verleumdung voll, und Frederick mußte sich wieder wehren:
 
Ein Hetzer
Sahe man dich nicht im Domturm verkehren?
 
Erzähler
Da verleugnete Fredrick abermal, doch wußte er, es gibt kein Entrinnen. Da dachte Fredrick an die Küsse Wilsmas und ging hinaus und weinete bitterlich.
 
13 Arie
Tenor
Ach, mein Sinn,
wo willst du endlich hin,
wo soll ich mich erquicken?
Bleib ich hier, und ertrage ich
Spott und Abscheu in den Blicken?
Bei der Welt ist gar kein Rat,
und im Herzen bohrn
die Schmerzen meiner Missetat,
die vor Angst die Lieb verleugnet hat.
 
14 Choral
Alle
Jeder, der nicht denkt zurück,
solchen Tod verneinet,
wer nicht auf den ersten Blick
bitterliche weinet.
Kommt ihr Opfer und klagt an,
die nicht wollen büßen,
wer Euch Unrecht hat getan,
sprecht ihm/ihr ins Gewissen.
 
 
ZWEITER TEIL
 
15 Choral
Alle
Jener, des jetzt wird gedacht,
kein Bös’ hat begangen,
er ward heimlich in der Nacht
als ein Dieb gefangen,
entführt von herzlosen Leut
und fälschlich verklaget,
verlacht, verhöhnt und verspeit,
wie man nun hier saget.
 
16 Rezitativ & Chor
Erzähler
Nach Halberstadt in Preußen, man schreibt das Jahr Siebzehnzwanzig, führt nun die Reise. Dort wurd eine Person beschuldigt, als Frau mit einer Frau zu leben: Lagrantinus Rosenstengel. Da ging ein Richter der Sache nach und sprach:
 
Ein Richter in Halberstadt
Was bringet ihr für Klage wider diesen Menschen?
 
Erzähler
Sie antworteten und sprachen zu ihm:
 
Die Verwandten
Wäre diese nicht des Satans Tochter,
wir hätten sie Euch nicht überantwortet.
 
Erzähler
Da sprach der Richter zu ihnen:
 
Ein Richter in Halberstadt
Wenn er doch gar kein Mann ist - wie wurde er denn Mann eurer Tochter?
 
Erzähler
Da sprachen die Kläger zu ihm:
 
Die Verwandten
Ihr Leben war nur Lüge!
 
Erzähler
Die eigne Schwiegermutter Lagrantini hatte erkundet, daß ihr Schwiegersohn einen weiblichen Körper hatte. Da ging der Richter selber hinein zum Gefangnen, nahm ihn zu sich und sprach zu ihm:
 
Ein Richter in Halberstadt
Frau oder Mann, was bist du?
 
Erzähler
Und er antwortete:
 
Lagrantinus Rosenstengel
Fragst du mich das von dir selbst, oder haben dich andere darauf gebracht?
 
Erzähler
Der Richter antwortete:
 
Ein Richter in Halberstadt
Es ist ganz einfach: Du bist von der Schwiegermutter und deinen Verwandten bei mir angezeigt, was geht in dir vor?
 
Erzähler
Und er antwortete:
 
Lagrantinus Rosenstengel
Ich weiß nicht, wer ich wirklich bin. Sähe man, wer ich wirklich bin, alle Richter würden darum kämpfen, daß ich als Ehemann mit meiner Ehefrau lebe, aber nun ist mein Fleisch eben weiblich.
 
17 Choral
Alle
Man kann mit seinen Sinnen nicht erreichen,
womit doch so ein Leben zu vergleichen,
ihr könnt mit eurem ach so schweren Leben
ein Beispiel geben.
 
18 Rezitativ & Chor
Erzähler
Da sprach der Richter zu ihm:
 
Ein Richter in Halberstadt
So bist du also ein Mann?
 
Erzähler
Und er antwortete:
 
Lagrantinus Rosenstengel
Du sagst’s, ich bin ein Mann. Doch bin ich so geboren und in die Welt kommen, daß ich als Frau erscheinen soll. Und was die Wahrheit ist, muß ich allein entscheiden.
 
Erzähler
Spricht der Richter zu ihm:
 
Ein Richter in Halberstadt
Was ist Wahrheit?
 
Erzähler
Und da er das gesagt hat, ging er wieder hinaus zu den Klägern und spricht zu ihnen:
 
Ein Richter in Halberstadt
Ich finde keine Schuld an ihm. Er führt eine glückliche Ehe, er hat seine Frau nicht gezwungen. Wollt ihr denn, daß ich dieses Paar hier strafe und trenne?
 
Erzähler
Da schrieen sie wütend allesamt und sprachen:
 
Die Verwandten
Dies Monster, Teufelsbrut,
dies Monster ist ein Satanskind!
 
Erzähler
Satanskind aber ist ein Haßwort. Das ließ den Richter schaudern, es schüttelte ihn.
 
19 Arioso
Bass
Betrachte, mein Verstand,
in ehrlichem Bedauern,
mit bittrem Sinn
und tief beklemmtem Herzen,
den Gang der Welt in Sorg und Schmerzen:
Wie hier die Dummheit
eine Sünde in Liebesgefühlen sieht.
Du kannst Erkenntnis
auch in solchem Leiden finden;
drum sieh ohn Vorurteil was ist.
 
20 Arie
Tenor
Erwäge, wie der Menschen Hülle
in aller Fülle der Schönheit gleiche geht.
Und daß, nachdem die Hochmutswogen
von unsrem Vorurteil sich verzogen,
der allerschönste Regenbogen
für alle gleich und wertfrei steht.
 
21 Rezitativ & Chor
Erzähler
Die Schwiegermutter zeigte einen Phallus aus Leder, den hatte er umgeschnallt, und reichte ihn herum die Runde, sie höhnten:
 
Die Verwandten
Sei gegrüßet, liebes falsches Männlein!
 
Erzähler
Und spieen aus auf den Boden. Da nahm der Richter wieder das Wort und sprach zu ihnen:
 
Ein Richter in Halberstadt
Sehet, ich führte ihn heraus zu euch, daß ihr erkennet, daß ich keine Schuld an ihm finde.
 
Erzähler
So stand Lagrantinus da selbst und trug einen Herrenrock und Hosenkleid. Und er sprach zu ihnen:
 
Ein Richter in Halberstadt
Sehet, welch ein Mensch!
 
Erzähler
Da das die Schwiegermutter und Verwandten hörten, schrieen sie und sprachen:
 
Die Verwandten
Tötet sie, tötet sie!
 
Erzähler
Der Richter sprach zu ihnen:
 
Ein Richter in Halberstadt
Diese Ehe hat für beide Bestand, und ich finde keine Schuld an ihnen.
 
Erzähler
Die Kläger antworteten ihm:
 
Die Verwandten
Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz soll sie sterben; denn sie hat sich gegen Gottes Plan gestellt.
 
Erzähler
Da der Richter das Wort hörete, zweifelt er gar noch mehr und ging wieder hinein in das Richthaus und spricht zum Ehmann:
 
Ein Richter in Halberstadt
Was soll ich machen?
 
Erzähler
Lagrantinus gab ihm keine Antwort. Da sprach der Richter zu ihm:
 
Ein Richter in Halberstadt
Redest du nicht mit mir? Weißt du denn nicht, daß ich Macht habe, dich zu verurteilen, und Macht habe, dich freizusprechen?
 
Erzähler
Der Mann antwortete:
 
Lagrantinus Rosenstengel
Du hättest keine Macht über mich, wenn sie dir nicht wäre von oben herab gegeben; darum: der als Mensch mich so geschaffen hat, der will es so haben.
 
Erzähler
Von dem an sucht’ er einen Ausweg, wie er ihn losließe.
 
22 Choral
Alle
Durch dein Entscheiden, Richter du,
kann ihm die Freiheit kommen.
Dein Zweifeln läßt uns nicht in Ruh,
wird von uns ernst genommen;
Wenn du dich traust, gerecht zu sein,
wird unser Weg viel leichter sein.
 
23 Rezitativ & Chor
Erzähler
Die Kläger aber schrieen und sprachen:
 
Die Verwandten
Lässest du diese los, so bist du des Glaubens Freund nicht; denn wer sich zum Mannsbilde machet, der ist wider die Schöpfung.
 
Erzähler
Da der Richter das Wort hörete, setzte er ein Schreiben auf, und schickte es an den König, mit dem Urteil, das zwar war ein Schuldspruch, mit Verschonung aber gnadenhalber. Es kam aber drei Wochen später der Erlaß des Königs, und er spricht zu den Klägern:
 
Ein Richter in Halberstadt
Da habt ihr euren Willen!
 
Erzähler
Sie schrieen alle:
 
Die Verwandten
Weg, weg mit ihr, richtet sie hin!
 
Erzähler
Spricht der Richter zu ihnen:
 
Ein Richter in Halberstadt
Ja, der König befiehlt die Hinrichtung.
 
Erzähler
Die ganze Runde antwortete:
 
Die Verwandten
Ja, ja, wie klar ist diese Antwort: sie muß sterben.
 
Erzähler
Da überantwortete er ihn, daß er enthauptet würde. Sie nahmen Lagrantinus und führeten ihn hin. Ohne jedes Wort ging er hinaus zum Richtplatz, der da lag am Fischermarkt, nicht weit weg vom Dom im Städtchen Halberstadt.
 
24 Arie & Chor
Bass
Eilt, ihr angefochtnen Seelen,
geht aus euren Marterhöhlen,
eilt – Wohin? – zur Todesstadt.
Nehmet an der Hoffnung Werke,
flieht – Wovor? – der Ängste Stärke,
eure Wohlfahrt Chancen hat.
Eilt, ihr angefochtnen Seelen,
geht aus euren Marterhöhlen,
eilt – Wohin? – nach Halberstadt.
 
25 Rezitativ & Chor
Erzähler
Allda enthaupteten sie ihn, und seine Ehefrau wurd auch verurteilt: drei Jahr Zuchthaus und Verbannung. Der Richter aber schrieb einen Widerspruch und legte ihn in den Akt, da war geschrieben:
 
Erzähler
‘Das Urteil war allein des Königs Urteil.’
 
Erzähler
Diesen Widerspruch lasen viel Kläger; denn die Schrift bekam jeder zugestellt, der darin verzeichnet ist. Und es war geschrieben auf ganz einfache, deutliche, unmißverständliche Weise. Da sprachen die Schwiegermutter und Kläger zu dem Richter:
 
Alle
Zweifle nicht am Königsurteil, gib es zu und sei zufrieden: Ein Glück des Königs Urteil.
 
Erzähler
Der Richter antwortet:
 
Ein Richter in Halberstadt
Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.
 
26 Choral
Alle
In meines Herzens Grunde
eur’ Nam und Leid allein
funkelt all Zeit und Stunde;
drauf will ich wachsam sein.
Ich nehm mir euer Leben
zum Beispiel in der Not,
und werde nicht vergeben
den ungerechten Tod.
 
27 Rezitativ & Chor
Erzähler
Wir wechseln die Szene, laßt uns nun nach Tschetschenien schauen, und zwar nicht nach gestern, sondern nach heute: einem jeglichen offen Schwulen droht Haft, mit Folter und Tod.
Gewalt aber wird hier ganz offen, von oben her verordnet durch den Staat. So heißt es im staatlichen Rundfunk:
 
Verlautbarung von Ramsan Kadyrow
Tötet eure schwulen Kinder!
Und das ohne Zögern, sonst tun wir es.
 
Erzähler
Tagtäglich werden Schwule entführt. Sie verschwinden. Sie bringen die Verschleppten in versteckte Lager, dort werden Tage sie gequält und schwer mißhandelt. Das beweisen geleakte Fotos. Entführt aber wurden unter anderm auch zwei Brüder: Ismail Isajew, grad achtzehn, ein Aktivist, wie auch Salech Magamadow. Und auf einem illegalen Foto, konnte man ein Opfer sehen, das halbtot dalag. Da ruft ein Mann verzweifelt:
 
Der Freund von Ismail Isajew
Nein, seht doch, das ist mein Freund.
 
Erzähler
Danach sagt er ganz in Tränen:
 
Der Freund von Ismail Isajew
Seht doch, dort stirbt mein Geliebter.
 
28 Choral
Alle
Heute wissen wir sehr gut
von den Foltertaten,
immer wieder siegt der Mut
Unrecht zu verraten.
O Mensch, mache Richtigkeit,
Willkür laß nicht siegen.
Öffentlich mach alles Leid,
laß dich nicht belügen.
 
29 Rezitativ
Erzähler
Viele Namen wären hier noch zu nennen. Zum Beispiel Kleo Flores, lesbische Aktivistin, auf einer Busfahrt verschwunden, entführt, in Mexiko. Man fand sie gefoltert, zerstückelt. Genauso erging es Mariella Franco, der Kämpferin für starkes Frauenrecht verheiratet mit ihrer Freundin. Solche Haßverbrechen haben bis heut’ kein Ende. Deshalb:
 
Ein anderer Betroffener
Nichts ist vollbracht.
 
30 Arie
Alt
Nichts ist vollbracht,
kein Trost vor die gequälten Herzen:
‘Die Mörder frei’,
der Satz verhöhnt der Opfer Schmerzen.
Wo sind die Retter, wo die Kraft?
Wer führt den Kampf?
Nichts ist vollbracht.
 
31 Rezitativ
Erzähler
Zu viele sind tot. Sind verstummt.
 
32 Arie & Chor
Bass
Wenn dies ich höre, muß ich fragen,
wenn ich höre, laß mich fragen:
So viele tot, ja tot geschlagen,
und ich, ich wußt’ nichts,
hab nichts dagegen getan.
Inwieweit trag ich Schuld daran?
Kann ich durch jener Pein und Sterben
mir irgend Trost erwerben?
Ist dennoch für mich Hoffnung da?
Man kann gewißlich zwar nichts sagen;
doch gehe ich in mich
und denk stillschweigend: Ja.
 
Alle
Hoffnung, die du schienest tot,
lebest doch ohn Ende,
daß in jeder großen Not,
zu dir ich mich wende.
Denn in dir bleibt stets ein Rest,
den nichts kann beschweren,
weiß ich doch, das stehet fest,
Recht ist mein Begehren.
 
33 Rezitativ
Erzähler
In Ninive, da stoßen sie Schwule vom Dach in den Tod, vom zehnten Stock sie schlagen auf. Und in Rußland da hetzen sie queere Menschen mit Hunden, und in Lagos tun sie das auch. Und das ist nur ein Beispiel aus Hunderten.
 
34 Arioso
Tenor
Mein Herz, in dem die ganze Welt
bei all den Leiden gleichfalls leidet,
weil Hinseh’n man nicht mehr vermeidet:
Das Recht zerreißt, ein Staat zerfällt,
die Willkür lebt und Hetzer spalten –
ja, so viel Unrecht sieht man walten...
was willst du denn alleine tun?
 
35 Arie
Sopran
Zerfließe, mein Herze,
in Fluten der Zähren
den Toten zu Ehren.
Erzähle der Welt
und den Menschen die Not:
so viele sind tot.
 
36 Rezitativ
Erzähler
Die Toten aber, wenn man ihre Namen nennt, daß nicht die Einzelnen vergessen werden bei all den Morden, (denn derselbigen Anzahl ist ja sehr groß), werden aufgeschrieben, daß ihre Taten gewahrt sind, und sie nicht vergessen bleiben. Das leisten die Hilfsgruppen, und setzen sich aus der Verfolgung. Eine Arbeit, die oft stark behindert wird.
Wenn wir aber die Schrecken hören, die sie sahen, und wer da gestorben ist, da entsetzt uns die schiere Zahl. Und das bringt uns auf die Frage: ist wirklich da draußen immer noch so viel Haß? Ja, viel davon geschieht am hellichten Tag. Und wer es mit ansieht, der soll es bezeugen, und das Zeugnis sei wahr, und ein jedermann wisse, daß er die Wahrheit saget, auf daß ihr sehet. Denn: ihr habt es gehöret, für viele Orte muß man sagen:
 
Ein Betroffener
‘Noch immer ist, wer queer, gefährdet.’
 
Erzähler
Und außerdem ist auch noch dieser Satz wahr:
 
Ein anderer Betroffener
‘Es ist geschehen, und wird auch von allein nicht enden.’
 
37 Choral
Alle
O hilf, Kenntnis, Sichtbarkeit,
von so vielem Leiden,
daß wir stets erinnern dran,
Vorurteile meiden.
Jedes Wort und Konsequenz
fruchtbarlich bedenken,
dabei, rücksichtsvoll und wach,
Umsicht allem schenken.
 
38 [entfällt in dieser Version]
 
39 Chor
Alle
Ruht wohl, unzählige Gebeine,
eu’r Leiden ich nicht mehr verneine,
ruht wohl und bringt auch mich zur Ruh.
Das Grab, das Euch bestimmet ist,
und leider Eure Not umschließt,
soll uns ein Auftrag sein,
hör’n wir nur richtig zu.
 
40 Choral
Alle
Ach ja, ob da lieb Engelein
so etwas wie die Seele mein
nach irgendwohin tragen...
Den Leib, wie immer er mag sein,
bejah’n, ohn jede Qual und Pein,
ganz ohne jede Frage...
das wäre schon genug für mich,
daß meine Augen sehen sich
in aller Freud das Leben an,
egal ob Frau, divers, ob Mann.
Ihr Zuhörn’de, versteht ihr mich?
Das wär ein Anfang, sicherlich.
NEDERLANDS
EERSTE DEEL
 
01 Koor
Allen
Zie de mensen van wie het bestaan
in alle landen smadelijk is!
Toon ons door jullie lijden,
dat jullie, in jullie menselijkheid, altijd,
zelfs in de grootste vernedering,
worden veracht.
 
02 Recitatief & koor
Verteller
Luis ging met zijn vrienden ’s avonds naar Orlando, naar een dansbar, het doel van Luis en van zijn vrienden. Omar echter, die op hen schoot, kende die plaats ook; want homo’s komen in die club om te daten met gelijken. Toen Omar het besluit had genomen om aanslagen te willen plegen in de club, kwam hij erheen, zwaar bewapend met Glock en shotgun. En omdat WIJ nu alles weten wat daar zou gaan gebeuren, staat er iemand op en stelt de vraag:
 
Een Getroffene
Waarom deze daad?
 
Verteller
Maar men wuifde de vraag weg:
 
De Pers
Toeval. Toeval.
In een willekeurige bar.
 
Verteller
Hij spreek hen tegen:
 
Een Getroffene
Nee. Dat is niet waar.
 
Verteller
Omar echter, die men doodschoot, kan niets meer zeggen. Nu diegene zo duidelijk zegt: ‘Nee. Dat is niet waar!’, generen velen zich en kijken naar de grond. Hij vraagt het hun nogmaals:
 
Een Getroffene
Waarom deze daad?
 
Verteller
Zij zeggen echter:
 
De Pers
Toeval. Toeval.
In een willekeurige bar.
 
Verteller
Maar wij antwoorden daarop:
 
Een Getroffene
Die aanslag was homomoord.
Zo’n daad moet je bij de naam noemen.
 
03 Koraal
Allen
Straffelijke liefde,
een liefde afwijkend van de maat,
heeft jullie op een martelweg gebracht.
Wij leven met de wereld in lust en vreugde,
en anderen lijden.
 
04 Recitatief
Verteller
Alleen werd het al snel gebagatelliseerd, zoals men dat gewend is: zijn queers het slachtoffer, dan verzwijgt men graag de feiten. Hoe vaak gebruikte iemand al niet geweld, vol van woede en haat, en schoot blindelings tussen feest- vierders, stak branden aan of plaatste bommen - ja, zo sterven velen. Daarom willen wij zeggen:
 
Een Getroffene
Laat ons het zwijgen verbreken. Moeten wij niet de haat benoemen die vaak de aanleiding was?
 
05 Koraal
Allen
Laat rechtspraak en wetten gelijk zijn,
ongeacht hoe jullie elkaar liefhebben.
Leg na zulke lijdenstijd vast dat recht-
vaardigheid heerst in liefde en vreugde.
Weerspreek al het gedachtegoed,
dat iedere liefde geweld aandoet.
 
06 Recitatief
Verteller
Omars bloedbad in Orlando kostte vijftig mensen daar het leven. En het gebeurde in de drukte en het plezier van de latino- dansnacht, zonder waarschuwing vooraf, zoals sommigen zich waarschijnlijk wel kunnen herinneren. Het is echter geen uitzondering dat iemand van mening is dat het goed is een mens om te brengen omdat hij liefheeft.
 
07 Aria
Alt
De normen,
die mij alleen zonden doen waarnemen,
ketenen mijn geest.
Als ik mij van alle verkeerde oordelen
volledig kan bevrijden,
zal ik helemaal gezond worden.
 
08 Recitatief
Verteller
Al te vaak kunnen de mensen echter het volgende nog niet: liefhebben, wie zij willen.
 
09 Aria
Sopraan
Ik volg je eveneens
met verheugde stappen
en laat haar niet los,
de liefde, mijn licht.
Ondersteun mijn schreden
en houd niet op
elkaar lief te hebben,
te kussen, te waarderen.
 
10 Recitatief
Verteller
In het jaar zeventiendertig stond Josua Wilts voor de rechter. Hij was een drinkebroer, gemeen en werkte als koster in de Dom van Utrecht. Juist daar had hij vreemden aangevallen. En zijn jongere zus, die de Raad van Utrecht bekend was, trad naar voren en beschuldigde hem van andere wandaden, waarop zij Josua erbij riepen. Toen sprak de zus diep verontwaardigd tot haar broer:
 
De Zuster
En bovendien sla je ook nog je kinderen!
 
Verteller
Hij sprak:
 
Josua Wilts
Dat klopt niet.
 
Verteller
Toen zwegen echter de zus en de kinderen. Hij had ze geïntimideerd en hij was kwaadaardig, ze waren bang geworden. Josua stond echter bij hen en piekerde ernstig. Een van de rechters vroeg Josua tenslotte wat hij over de hele kwestie te zeggenhad. Josua antwoordde hem:
 
Josua Wilts
Ik wil vrij en openbaar bekennen voor deze rechtbank: Ik heb zeker soms te veel gedronken en kwaad gedaan, vooral op zondag in de dom van Utrecht, maar ik heb daar niet met mannen gehoereerd. Waarom vraag je daar niet naar? Vraag het mij toch, vraag mij naar de lusten van Sodom die ik in de Dom gezien heb. Weet daarbij, de meest duivelse hoer is Zacharias Wilsma!
 
Verteller
Toen hij dat echter beweerd had, liet de rechter gewoon en zonder te aarzelen Wilsma arresteren en sprak:
 
Een Utrechts Rechter
Kleed hem uit en lever hem over aan de marteling!
 
Verteller
Wilsma antwoordde echter:
 
Zacharias Wilsma
Als ik iets fouts heb gedaan, bewijs dan dat het slecht was. Maar als het goed was wat ik heb gedaan, waarom sla je me dan?
 
11 Koraal
Allen
Wie heeft je zo geslagen,
mijn vriend, en je met klappen
zo toegetakeld?
Het is toch geen zonde,
te voelen zoals jij voelt
nee, misdaden zijn dat niet.
Je hebt toch maar één leven,
meer is je niet gegeven,
Je toont het gewoon zoals het is.
Dat heeft ze zo boos gemaakt,
de ellende die jou treft,
en het dom geworden leger van martelingen.
 
12 Recitatief & koor
Verteller
En Wilsma noemde hen, naakt en afgebeuld als hij was, honderdveertig vrienden. Baron Frederick had geen vermoeden, tot zij tegen hem zeiden:
 
Allen
Ben jij geen volgeling van Sodom?
 
Verteller
Hij ontkende het en zei:
 
Frederik Adriaan van Reede van Renswoude
Dat ben ik niet.
 
Verteller
In de stad gingen pamfletten vol kwaadsprekerij rond en Frederick moest zich opnieuw verweren:
 
Een Agitator
Zag men je niet aan de gang in de domtoren?
 
Verteller
Toen ontkende Frederick opnieuw, maar hij wist dat er geen ontkomen aan was. Toen herinnerde Frederick zich de kussen van Wilsma, ging naar buiten en huilde bittere tranen.
 
13 Aria
Tenor
Ach, waar moet
ik het toch zoeken,
waar vind ik troost?
Blijf ik hier en verdraag de spot
en afschuw in ieders blikken?
De wereld kan mij echt niet helpen,
en in mijn hart boort
de pijn van mijn misdaad,
dat ik uit angst de liefde heb verloochend.
 
14 Koraal
Allen
Iedereen die niet terugdenkt,
een dergelijke dood ontkent,
en niet bij de eerste blik
bitter begint te huilen.
Kom, jullie slachtoffers en klaag aan
wie geen boete wil doen,
laat van wie jullie onrecht heeft aangedaan,
het geweten spreken.
 
 
TWEEDE DEEL
 
15 Koraal
Allen
Diegene, die nu wordt herdacht,
heeft niets kwaads gedaan,
hij werd heimelijk, in de nacht
als een dief gevangen,
ontvoert door harteloze mensen
en vals beschuldigd,
uitgelachen, bespot en bespuwd,
zoals nu hier wordt gezegd.
 
16 Recitatief & koor
Verteller
Naar Halberstadt in Pruissen, wij schrijven het jaar zeventientwintig, gaat nu de reis. Daar werd een persoon ervan beschuldigd als vrouw samen te leven met een vrouw: Lagrantinus Rosenstengel. De rechter zocht uit wat er aan de hand was en zei:
 
Een Rechter in Halberstadt
Waarvan beschuldigen jullie deze mens?
 
Verteller
Ze antwoordden hem en zeiden daarbij:
 
De Verwanten
Als zij geen dochter van Satan was, hadden we haar niet aan je overgeleverd.
 
Verteller
Toen zei de rechter tegen hen:
 
Een Rechter in Halberstadt
Als hij toch helemaal geen man is, hoe is hij dan de man van jullie dochter geworden?
 
Verteller
De aanklagers zeiden tegen hem:
 
De Verwanten
Haar leven was niets anders dan een leugen!
 
Verteller
De eigen schoonmoeder van Lagrantinus was erachter gekomen dat haar schoonzoon een vrouwen- lichaam had. Toen ging de rechter zelf naar binnen, naar de gevangene, nam hem apart en sprak tot hem:
 
Een Rechter in Halberstadt
Vrouw of man, wat ben je?
 
Verteller
En hij antwoordde:
 
Lagrantinus Rosenstengel
Vraag je dat uit jezelf, of hebben anderen je op het idee gebracht?
 
Verteller
De rechter antwoordde:
 
Een Rechter in Halberstadt
Het is heel eenvoudig: je bent door je schoonmoeder en je verwanten bij mij aangegeven, wat gaat er in je om?
 
Verteller
En hij antwoordde:
 
Lagrantinus Rosenstengel
Ik weet niet wie ik werkelijk ben. Als men zou zien, wie ik werkelijk ben, zouden alle rechters ervoor strijden dat ik als echtgenoot kan samenleven met mijn echtgenote, maar nu is mijn vlees dat van een vrouw.
 
17 Koraal
Allen
Men kan met zijn verstand niet bedenken,
waarmee men zo’n leven moet vergelijken.
Jullie kunnen met jullie zware leven
een voorbeeld geven.
 
18 Recitatief & koor
Verteller
Toen zei de rechter tegen hem:
 
Een Rechter in Halberstadt
Ben je dan toch een man?
 
Verteller
En hij antwoordde:
 
Lagrantinus Rosenstengel
Jij zegt het: ik ben een man. Ik ben geboren en in de wereld gekomen om als vrouw te verschijnen. En wat de waarheid is, is alleen mijn beslissing.
 
Verteller
Toen zei de rechter tegen hem:
 
Een Rechter in Halberstadt
Wat is waarheid?
 
Verteller
En toen hij dat gezegd had, ging hij weer naar buiten naar de aanklagers en hij zei tegen hen:
 
Een Rechter in Halberstadt
Ik kan geen schuld in hem vinden. Hij leidt een gelukkig huwelijk en heeft zijn vrouw niet gedwongen. Willen jullie nu dat ik dit paar bestraf en ze van elkaar scheidt?
 
Verteller
Daar schreeuwden ze allemaal woedend en zeiden:
 
De Verwanten
Dit monster, duivelsgebroed, dit monster is een satanskind!
 
Verteller
Maar satanskind is een uiting van haat. Dat deed de rechter huiveren, hij rilde van afschuw.
 
19 Arioso
Bas
Aanschouw, mijn verstand,
en betreur oprecht,
in bitter bewustzijn
en met diepe beklemming in het hart,
hoe het de wereld vergaat
in zorgen en pijn:
Hoe de domheid hier een zonde
ziet in liefdesgevoelens.
Het kan tot inzicht leiden,
een dergelijk lijden;
dus bekijk dat wat er is,
zonder vooroordelen.
 
20 Aria
Tenor
Overdenk hoe het menselijk omhulsel
in alles wat het omvat op de schoonheid lijkt.
En dat, nadat de golven van de hoogmoed
van ons vooroordeel zijn verdwenen,
de allermooiste regenboog staat
voor iedereen, gelijk en waardevrij.
 
21 Recitatief & koor
Markus
De schoonmoeder toonde een fallus van leer, die hij zich had omgegespt, en gaf hem door in de kring, waarop ze honend zeiden:
 
De Verwanten
Wees gegroet, jij onecht mannetje!
 
Verteller
En spuugden op de grond. Toen nam de rechter weer het woord en zei tegen hen:
 
Een Rechter in Halberstadt
Kijk, ik breng hem nu naar buiten, zodat jullie zien dat ik geen schuld in hem kan vinden.
 
Verteller
Daar stond Lagrantinus zelf en droeg een rokkostuum en broekjurk. En hij zei tegen hen:
 
Een Rechter in Halberstadt
Kijk toch, wat een mens!
 
Verteller
Toen de schoonmoeder en de verwanten dat hoorden, schreeuwden zij en zeiden:
 
De Verwanten
Doodt haar, doodt haar!
 
Verteller
De rechter zei tegen hen:
 
Een Rechter in Halberstadt
Dit huwelijk werkt voor beiden en ik kan geen schuld in hen vinden.
 
Verteller
De aanklagers antwoordden:
 
De Verwanten
Wij hebben een wet, en volgens die wet moet zij sterven. Want zij gaat in tegen Gods plan.
 
Verteller
Toen de rechter die woorden hoorde, aarzelde hij nog meer en ging het gerechtsgebouw binnen en sprak tegen de echtgenoot:
 
Een Rechter in Halberstadt
Wat moet ik doen?
 
Verteller
Lagrantinus gaf hem geen antwoord. Toen zei de rechter tegen hem:
 
Een Rechter in Halberstadt
Praat je niet met mij? Weet je niet dat ik de macht heb je te veroordelen en de macht heb om je vrij te spreken?
 
Verteller
De man antwoordde:
 
Lagrantinus Rosenstengel
Je zou geen macht over mij hebben als die niet van bovenaf aan je was gegeven; daarom wil hij, die mij als mens zo heeft geschapen, dat het is zoals het is.
 
Verteller
Vanaf dat moment zocht hij naar een uitweg om hem vrij te laten.
 
22 Koraal
Allen
Door jouw oordeel, jij rechter,
kan hij de vrijheid krijgen.
Jouw twijfel laat ons niet met rust,
en nemen wij serieus;
Als jij rechtvaardig durft te zijn,
zal onze weg veel gemakkelijker zijn.
 
23 Recitatief & koor
Verteller
Maar de aanklagers schreeuwden:
 
De Verwanten
Als je deze persoon vrijlaat, ben je geen vriend van het geloof; want wie zichzelf tot man maakt, gaat in tegen de schepping.
 
Verteller
Toen de rechter die woorden hoorde, schreef hij een brief en stuurde die naar de koning, met daarin een oordeel met schuldigverklaring, maar waarbij hij besloot om de schuldige uit genade te sparen. Drie weken later kwam het decreet van de koning en hij zei tegen de aanklagers:
 
Een Rechter in Halberstadt
Nu krijgen jullie je zin!
 
Verteller
Ze schreeuwden allemaal:
 
De Verwanten
Weg, weg met haar, stel haar terecht!
 
Verteller
Toen zei de rechter tegen hen:
 
Een Rechter in Halberstadt
Ja, de koning geeft het bevel tot terechtstelling.
 
Verteller
De hele kring antwoordde:
 
De Verwanten
Ja, ja, het antwoord is volstrekt duidelijk: ze moet dood.
 
Verteller
Toen leverde hij hem over om hem te laten onthoofden. En zij grepen Lagrantinus en namen hem mee. Zonder een woord te zeggen liep hij naar de plaats van terechtstelling, die bij de vissersmarkt lag, niet ver weg van de dom in het stadje Halberstadt.
 
24 Aria & koor
Bas
Haast je, beproefde zielen,
verlaat je martelkelders,
haast je – Waarheen? – naar de stad van de dood.
Neem het werk van de hoop aan,
vlucht – Waarvoor? – de kracht van de angsten,
jullie gedijen biedt kansen.
Haast je, beproefde zielen,
verlaat je martelkelders,
haast je – Waarheen? – naar Halberstadt.
 
25 Recitatief & koor
Verteller
Daar onthoofden ze hem en ook zijn echtgenote werd veroordeeld: drie jaar tuchthuis en verbanning. De rechter schreef echter een protest en voegde dat bij het dossier. Dat protest was als volgt:
 
Verteller
‘De uitspraak was alleen de uitspraak van de koning.’
 
Verteller
Dit protest lazen veel aanklagers, want het werd naar iedereen gestuurd die erin vermeld stond. En de tekst was geschreven op een heel eenvoudige, duidelijke en niet mis te verstane manier. Toen spraken de schoonmoeder en de aanklagers tegen de rechter:
 
Allen
Twijfel niet aan het oordeel van de koning, geef het toe en wees tevreden: gelukkig heeft de koning geoordeeld.
 
Verteller
De rechter antwoordde:
 
Een Rechter in Halberstadt
Wat ik geschreven heb, dat heb ik geschreven.
 
26 Koraal
Allen
Op de bodem van mijn hart
zijn het jouw naam en jouw lijden alleen
die altijd en elk uur fonkelen,
daarom zal ik waakzaam zijn.
Ik neem jouw leven
als voorbeeld in de ellende,
en zal niet vergeven
de onrechtvaardige dood.
 
27 Recitatief & koor
Verteller
Laten wij nu een andere scène aan- schouwen, in Tsjetsjenië, en weliswaar niet in het verleden, maar in het nu: iedereen die openlijk homoseksueel is, loopt gevaar gevangen te worden gezet, te worden gefolterd en gedood. Hier wordt het geweld echter heel openlijk, van bovenaf verordend door de staat. Zo wordt op de staatszender medegedeeld:
 
Ramsan Kadyrow’s Verklaring
Doodt je homoseksuele kinderen!
En zonder te aarzelen, anders doen wij het wel.
 
Verteller
Dagelijks worden homo’s ontvoerd. Ze verdwijnen. Ze brengen de ontvoerden naar verborgen kampen, waar ze dagenlang worden gemarteld en worden mishandeld. Dat blijkt uit geleakte foto’s. Er werden echter onder anderen ook twee broers ontvoerd: Ismail Isajew, net achttien, een activist, evenals Salech Magamadow. En op een illegale foto was een slachtoffer te zien dat er halfdood bij lag. Er roept een man vertwijfeld:
 
Ismaël Isajew’s Geliefde
Nee, kijk toch, het is mijn vriend.
 
Verteller
Daarna zegt hij, helemaal in tranen:
 
Ismaël Isajew’s Geliefde
Kijk toch, daar sterft mijn geliefde.
 
28 Choral
Allen
Vandaag weten we maar al te goed
van de folterdaden,
steeds opnieuw overwint de moed
om het onrecht te verraden.
O, mens, stel orde op zaken,
laat de willekeur niet overwinnen.
Maak al het leed openbaar,
laat je niet bedriegen.
 
29 Recitatief
Verteller
Er kunnen hier nog vele namen worden genoemd. Bijvoorbeeld die van Kleo Flores, een lesbische activiste, tijdens een bustocht verdwenen, ontvoerd, in Mexico. Men vond haar terug, gefolterd en in stukken gesneden. Mariella Franco, die streed voor meer vrouwenrechten en getrouwd was met haar vriendin, verging het niet anders. Aan dergelijke haatmisdrijven is tot op de dag van vandaag geen einde gekomen. Daarom:
 
Een Andere Getroffene
Niets is volbracht.
 
30 Aria
Alt
Niets is volbracht,
geen troost voor de gekwelde harten:
‘De moordenaars vrij,’
een zin die de pijn van de slachtoffers hoont.
Waar zijn de redders, waar de kracht?
Wie leidt de strijd?
Niets is volbracht.
 
31 Recitatief
Verteller
Te velen zijn dood. Zijn tot zwijgen gebracht.
 
32 Aria & koor
Bas
Als ik dit hoor, moet ik ernaar vragen,
als ik luister, moet ik mij afvragen:
Zo velen zijn dood, ja doodgeslagen,
en ik, ik wist er niets van,
heb er niets tegen gedaan.
In hoeverre ben ik er schuldig aan?
Kan ik uit die pijn en het sterven
enige troost putten?
Is er toch nog hoop voor mij?
Weliswaar valt er niets met zekerheid te zeggen;
maar als ik van binnen kijk
denk ik stilzwijgend: ja.
 
Allen
De hoop, die dood leek te zijn,
leeft toch eeuwig door,
opdat ik in alle ellende,
mij daar op richt.
Want daarvan blijft toch steeds een rest behouden,
die door niets kan worden bezwaard,
want ik weet immers wat vaststaat,
dat mijn eis terecht is.
 
33 Recitatief
Verteller
In Ninive gooien ze homo’s van het dak, vanaf de tiende verdieping vallen ze naar hun dood. In Rusland jagen ze op queers met honden en dat gebeurt ook in Lagos. En dat zijn slechts enkele van de honderden voorbeelden.
 
34 Arioso
Tenor
Mijn hart, nu de hele wereld
met al dat lijden meelijdt,
omdat men het toekijken niet meer vermijdt:
Het recht raakt verscheurd, een staat stort in,
de willekeur leeft op en ophitsers polariseren –
ja, zoveel onrecht vindt er plaats...
wat wil je daar in je eentje aan doen?
 
35 Aria
Sopraan
Smelt weg, mijn hart,
in stromen van tranen,
tot eer van de doden.
Klaag de wereld
en de hemel je nood:
zo velen zijn dood.
 
36 Recitatief
Verteller
De doden echter, die bij naam worden genoemd, daarvan wordt niemand vergeten, zelfs niet bij die vele moorden, (want het aantal daarvan is immers zeer hoog), en van wie de namen worden opgeschreven, blijven de daden in herinnering behouden en raken niet
in vergetelheid. Dit wordt gedaan door steungroepen, die zich zo blootstellen aan vervolging. En hun werk wordt vaak sterk gehinderd. Als we echter horen van de gruwelen die zij meemaakten en wie daarbij is gestorven, schrikken we alleen al van de aantallen. En zo komen we uit bij de vraag: heerst er daarbuiten echt nog altijd zoveel haat? Ja, en veel daarvan vindt plaats op klaarlichte dag. En wie het ziet gebeuren, moet daarvan getuigenis afleggen en die getuigenis is waar, zolang eenieder voor zichzelf weet dat hij werkelijk de waarheid spreekt, opdat jullie het zien. Want: jullie hebben het gehoord, voor veel plaatsen moet worden gezegd:
 
Een Getroffene
‘Nog steeds is iemand die queer is, in gevaar.’
 
Verteller
En daarnaast is ook deze zin waar:
 
Een Getroffene
‘Het is gebeurd en zal ook niet vanzelf stoppen.’
 
37 Koraal
Allen
O help, kennis, zichtbaarheid
van zo veel lijden,
dat wij ons altijd herinneren,
vooroordelen vermijden.
Ieder woord en alle consequenties
met vrucht overdenken
en daarbij voorkomend, waakzaam
en omzichtig te werk gaan.
 
38 [weggelaten in deze versie]
 
39 Koor
Allen
Rust zacht, ontelbare beenderen,
jullie lijden ontken ik niet meer,
rust zacht en breng ook mij tot rust.
Het graf, dat voor jullie bestemd is,
en spijtig genoeg jullie ellende omvat,
moet voor ons een opdracht zijn,
om steeds echt te luisteren.
 
40 Koraal
Allen
Ach ja, of er nu engeltjes
zoiets als mijn ziel
ergens heen dragen...
Als het lijf, hoe het ook moge zijn,
zou worden aanvaard, zonder smart en pijn,
zonder dat er vragen bij worden gesteld...
Het zou voor mij mooi genoeg zijn,
als mijn ogen het leven
zouden zien in alle vreugde,
of vrouw, divers of man.
Jullie toehoorders, horen jullie mij?
Dat zou alvast een begin zijn.
 
Vertaling: textual - Koert Braches, deels ontleend aan een vertaling van Ria van Hengel, Festival Oude Muziek Utrecht
ENGLISH
FIRST PART
 
01 Choir
All
Behold those people
whose existence is made shameful in all lands!
Show us through your passion
that, because of your human nature,
at all times, and even through utter humiliation,
you people are despised.
 
02 Recitative & choir
Narrator
Luis and his friends went to Orlando in the evening, to a nightclub, the destination of Luis and his friends. But Omar, who shot at them, also knew the place, because gay men often met dates at the club. Since Omar had decided that he wanted to carry out an attack in the club, he came there heavily armed with Glock and shotgun. And because WE now know everything that was going to happen there, someone stands up and asks the question:
 
An Affected One
Why did he do it?
 
Narrator
But people dismiss the question:
 
The Press
Coincidence. Coincidence. In some bar or other.
 
Narrator
He contradicts them:
 
An Affected One
No. That’s not true.
 
Narrator
But Omar, who was shot dead, can no longer tell us. Now he clearly states: ‘No. That’s not true!’ Many are embarrassed and look away. He asks them again:
 
An Affected One
Why did he do it?
 
Narrator
But they again say:
The Press
Coincidence. Coincidence. In some bar or other.
 
Narrator
But we give this answer:
 
An Affected One
The attack was the murder of gays.
This sort of deed should be given a name.
 
03 Chorale
All
Taboo love,
a different kind of love,
has sent you along a road of torture.
We live in a world of joy and delight,
while others suffer.
 
04 Recitative
Narrator
Only it was all soon played down, the way people do that kind of thing: if queer individuals are the victims, people prefer to keep the facts quiet. How many times has someone used violence, full of rage and hatred, and fired shots indiscriminately at revellers, set fires or left bombs - yes, that’s how many die. That’s why we want to say:
 
An Affected One
Let us end the silence. Should we not give a name to the hatred that has often been at the root of it all?
 
05 Chorale
All
Let justice and the law be the same,
irrespective of the way you show each other love.
After such a time of suffering,
stipulate that justice prevails in love and joy.
Repudiate philosophy and ideas
that violate love of any kind.
 
06 Recitative
Narrator
Omar’s massacre in Orlando resulted in the death of 50 people. And it happened in the hustle and bustle, the fun of the Latino dance night; there was no warning, as some will probably remember. But it is not an isolated case that someone thinks it’s right to kill a person because they love.
 
07 Aria
Alto
The norms,
that make me see only sin,
enchain my spirit.
If I can free myself
completely from all misguided concepts,
I will be fully healed.
 
08 Recitative
Narrator
But all too often people still cannot do this: love whomever they want.
 
09 Aria
Soprano
I follow you too
with joyful steps
and cling to her,
my love, my light.
Support my footsteps
and do not stop
loving each other,
kissing, cherishing each other.
 
10 Recitative
Narrator
In the year seventeen thirty, Josua Wilts was put on trial. He was a drunkard, a malicious man; he worked as a verger at Utrecht Cathedral. It was there that he attacked some strangers. And his younger sister, who was known to the Council of Utrecht, stood up and accused him of even more wrong-doing, so they called Josua in. The sister then spoke full of outrage to her brother:
 
The Sister
And furthermore you even beat your children!
 
Narrator
He said:
 
Josua Wilts
That’s not true.
 
Narrator
Then his sister and the children were silent. They were intimidated by him because he was evil, and they were afraid. Josua stood with them, broodily. Finally, one of the judges asked Josua what he had to say about it all. Josua answered him:
 
Josua Wilts
I want to confess freely and publicly before the court: I have certainly drunk too much at times and acted wickedly, especially on Sundays in Utrecht Cathedral, but I have not fornicated with men there. Why don’t you ask about this? Ask me about it, ask about Sodom’s lusts, which I have witnessed in the cathedral. Know that the most devilish whore is called Zacharias Wilsma!
 
Narrator
And when he made that accusation, the judge without further deliberation had Wilsma immediately arrested, and said:
 
An Utrecht Judge
Strip him and hand him over to be tortured!
 
Narrator
But Wilsma answered:
 
Zacharias Wilsma
If I have done wrong, produce evidence to prove it was evil; but if it was not evil, why do you beat me?
 
11 Chorale
All
Who has beaten you so,
my friend, and dealt you such blows?
It is not a sin
to feel like you do;
no, that’s not a crime.
You only have one life
it’s all you’ve been given,
you let it be seen as it is.
That is what has provoked them,
the misery that has befallen you,
and the stupefied army of martyrs.
 
12 Recitative & choir
Narrator
And Wilsma, after being whipped naked, Told them the names of one hundred forty friends. Baron Frederick didn’t know what was going on until they asked him:
 
All
Are you not a disciple of Sodom?
 
Narrator
But he denied it and said:
 
Frederik Adriaan van Reede van Renswoude
No, I am not.
 
Narrator
Leaflets full of slander circulated in the city, and Frederick had to defend himself again:
 
An Agitator
Did people not see you doing it in the cathedral tower?
 
Narrator
Then Fredrick denied it again, but he knew, there was no escape. Then Fredrick remembered Wilsma’s kisses and went out and wept bitterly.
 
13 Aria
Tenor
Oh, where should I look,
where can I find comfort?
Should I stay here and put up
with everyone’s scorn and looks of loathing?
The world can give me no counsel,
and my heart is riven
with the pains of my crime,
denying love because of fear.
 
14 Chorale
All
Anyone who does not think back
denies a similar death,
and not at the first glance
starts shedding bitter tears.
Come, you victims, and accuse those
who will not atone;
let those who have wronged you
listen to their consciences.
 
 
SECOND PART
 
15 Chorale
All
He, who is now remembered
has done no evil.
Secretly, in the night,
he was arrested like a thief,
abducted by heartless people
and falsely accused,
ridiculed, scorned, and spat upon,
as we here now state.
 
16 Recitative & choir
Narrator
The journey now takes us to Halberstadt in Prussia, in the year seventeen twenty. A person in the city was accused of being a woman who lived with another woman: Lagrantinus Rosenstengel. The judge investigated the situation and said:
 
A Judge in Halberstadt
What charges do you bring against this person?
 
Narrator
They answered him, saying:
 
The Relatives
If she were not a daughter of Satan,
we would not have handed her over to you.
 
Narrator
Then the judge said to them:
 
A Judge in Halberstadt
If he were not a man, how did he become your daughter’s husband?
 
Narrator
Then the plaintiffs said to him:
 
The Relatives
Her life was nothing but a lie!
 
Narrator
Lagrantinus’ own mother-in-law had discovered that her son-in-law had the body of a female. Then the judge himself went to the prisoner, took him to one side and spoke to him:
 
A Judge in Halberstadt
Woman or man, what are you?
 
Narrator
And he answered:
 
Lagrantinus Rosenstengel
Is that question your own idea, or have others put you up to it?
 
Narrator
The judge answered:
 
A Judge in Halberstadt
It’s very simple: you’ve been reported by your mother-in-law and your relatives, what’s going on with you?
 
Narrator
And he answered:
 
Lagrantinus Rosenstengel
I don’t know who I really am. If people could see the person I really am, every judge would argue that I should live as a husband together with my wife; but, as it is, my body is that of a woman.
 
17 Chorale
All
People are not able to think of anything
with which they can compare this kind of life.
You people can offer an example
with your difficult lives.
 
18 Recitative & choir
Narrator
Then the judge said to him:
 
A Judge in Halberstadt
So you are a man then?
 
Narrator
And he answered:
 
Lagrantinus Rosenstengel
You name it, I am a man. But I was born and came into the world with the appearance of a woman. And where the truth lies is for me alone to decide.
 
Narrator
Then the judge said to him:
 
A Judge in Halberstadt
What is truth?
 
Narrator
And when he had said this, he went out again to the plaintiffs, and said to them:
 
A Judge in Halberstadt
I can’t find him guilty of anything. He has a happy marriage, he didn’t force his wife into it. Do you still want me to punish the couple and separate them?
 
Narrator
Then they all screamed in rage, saying:
 
The Relatives
This monster, devil’s spawn, this monster is a Satan’s child!
 
Narrator
But ‘Satan’s child’ is an expression of hatred. It made the judge’s flesh creep; he was horrified.
 
19 Arioso
Bass
Contemplate, my mind,
with sincere regret,
with bitter awareness,
and with a heavy heart,
how cares and pain are the way of the world:
How in this case stupidity
assigns sin to feelings of love.
It can lead to insight,
this kind of suffering;
therefore view things without prejudice.
 
20 Aria
Tenor
Consider how the human shell
and everything it encompasses appears beautiful.
And that, after the waves of arrogance
have faded from our prejudice,
the most beautiful rainbow will stand for all,
equally and free of judgement.
 
21 Recitative & choir
Narrator
The mother-in-law showed a leather phallus, which he used to strap on to himself, and passed it around. Then sneeringly, they cried:
 
The Relatives
All hail, little fake manikin!
 
Narrator
And they spat on the ground. Then the judge took the floor again and said to them:
 
A Judge in Halberstadt
Look, I’m bringing him in front of you, so you can witness I can’t find him guilty of anything.
 
Narrator
Lagrantinus stood there, wearing a justaucorps and trousers. And he said to them:
 
A Judge in Halberstadt
Look, what a person!
 
Narrator
When his mother-in-law and his relatives heard that, they shouted:
 
The Relatives
Kill her, kill her!
 
Narrator
The judge said to them:
 
A Judge in Halberstadt
This marriage works for both of them and I can find them guilty of nothing.
 
Narrator
The plaintiffs answered him:
 
The Relatives
We have a law, and the law says she should die; for she has gone against God’s plan.
 
Narrator
When the judge heard these words, he was even more unsure of what to do and went back into the courthouse and spoke to the husband:
 
A Judge in Halberstadt
What should I do?
 
Narrator
Lagrantinus gave him no answer. Then the judge said to him:
 
A Judge in Halberstadt
Won’t you speak to me? Don’t you know that I have the power to sentence you, or to acquit you?
 
Narrator
The man answered:
 
Lagrantinus Rosenstengel
You wouldn’t have power over me if it weren’t given you from above; that’s why he, who created me like this, wants it to be this way.
 
Narrator
From then on, he looked for a way to arrange for him to be freed.
 
22 Chorale
All
Through your decision, O judge,
he could be given his freedom.
Your doubt doesn’t leave us in peace,
and we take it seriously.
If you dared to be just,
our path would become much easier.
 
23 Recitative & choir
Narrator
But the plaintiffs shouted:
 
The Relatives
If you let her go, you are no friend to the Faith; for she who makes herself a man, goes against God’s creation.
 
Narrator
When the judge heard these words, he drew up a letter and sent it to the king. It contained a verdict of guilty, but included the decision to show the offender mercy and spare him. Three weeks later the king’s decree arrived, and he told the plaintiffs:
 
A Judge in Halberstadt
Now you’ve got your way!
 
Narrator
They all shouted:
 
The Relatives
Away, away with her. Let her be executed!
 
Narrator
Then the judge told them:
 
A Judge in Halberstadt
Yes, the king has ordered the execution.
 
Narrator
The whole lot of them answered:
 
The Relatives
Yes, yes, the answer is crystal clear: she must die.
 
Narrator
Then he handed him over to be beheaded. And they took Lagrantinus and led him off. Without a word he went out to the fish market where the execution took place, not far from the cathedral in the town of Halberstadt.
 
24 Aria & choir
Bass
Hasten, you souls, put to the test,
leave your torture chambers,
hasten – Where? – to the city of death.
Take up the work of hope,
flee – From what? – the power of fear;
you might stil have a chance.
Hasten, you souls, put to the test,
leave your torture chambers,
hasten – Where? – to Halberstadt.
 
25 Recitative & choir
Narrator
They beheaded him there, and his wife was also sentenced to three years’ imprisonment and banishment. But the judge wrote an official objection and entered it on file, the objection read as follows:
 
Narrator
‘The sentence was that of the king, of him alone.’
 
Narrator
This objection was read by many plaintiffs, for it was sent to everyone listed in it. And it was written in very plain, clear, unequivocal language. Then the mother-in-law and the plaintiffs said to the judge:
 
All
Do not question the king’s judgement, accept it and be content: fortunately, the king has passed judgement.
 
Narrator
The judge replied:
 
A Judge in Halberstadt
What I have written, I have written.
 
26 Chorale
All
Deep in my heart,
your name and sorrow alone
will glitter always, and at every hour;
that’s why I’ll be vigilant.
I take your life
as an example in adversity,
and will not forgive
your unjust death.
 
27 Recitative & choir
Narrator
The scene now changes, let’s look at Chechnya, not in the past but in the present: anyone who is openly homosexual risks imprisonment, torture and death. Violence here is quite open, imposed from above by the state. Here’s an announcement broadcast by the state radio:
 
Ramsan Kadyrow’s Announcement
Kill your homosexual children! And do it without hesitation, otherwise we will.
 
Narrator
Gay men are abducted every day. They disappear. The abducted people are taken to secret camps, where they are tortured and abused for days. Photographs leaked to the outside world prove it. Among others, two brothers were kidnapped: Ismail Isajew, barely eighteen, an activist, just like Salech Magamadow. Now, in one of the smuggled photos you can see a victim, half dead on the floor. A man shouts in despair:
 
Ismail Isajew’s Lover
No, look, that’s my boyfriend.
 
Narrator
Afterwards, he says in tears:
 
Ismail Isajew’s Lover
Look, there’s my lover’s dying.
 
28 Chorale
All
Today we know all too well
about the torture;
for courage wins the day over and over again,
and people call out the injustice.
O humankind, put things right,
don’t let unfairness prevail.
Make public all the suffering,
refuse to be lied to.
 
29 Recitative
Narrator
Many other names could be listed here. For example Kleo Flores, a lesbian activist, who disappeared on a bus trip, abducted in Mexico. They found her body, tortured and dismembered. Mariella Franco, a champion of women’s rights, who was married to her girlfriend, was given the same treatment. These hate crimes continue to happen today without an end in sight. That’s why:
Another Affected One
Nothing is finished.
 
30 Aria
Alto
Nothing is finished.
There’s no comfort for the tortured hearts:
‘The murderers are free’,
this statement mocks the victims’ pain.
Where are the saviours, where the strength?
Who’s leading the fight?
Nothing is finished.
 
31 Recitative
Narrator
Too many are dead. Too many have been silenced.
 
32 Aria & choir
Bass
When I hear this, I have to ask about it;
when I listen, I have to ask myself:
So many are dead, yes, beaten to death,
and I, I knew nothing of it,
did nothing to counter it.
To what extent am I to blame for this?
Can their pain and death
bring me any consolation?
Is there still some hope for me?
It’s true, nothing can be said for certain;
but if I look inside myself,
I think quietly: yes.
 
All
Hope, which seemed dead,
still lives without end,
allowing me to focus on it
despite all the distress.
For there always remains something of it,
that cannot be disturbed by anything;
for I know one thing for certain,
that my demand is just.
 
33 Recitative
Narrator
In Nineveh, they throw gays from roofs; they fall to their deaths from the tenth floor. In Russia, they hunt queer people with dogs; they do the same in Lagos. And these are just a few of hundreds of examples.
 
34 Arioso
Tenor
O my heart, the whole world
now sympathises with all that suffering,
because people no longer avoid witnessing it:
The law is torn apart, states collapse,
there’s more unfairness and polarising agitation –
yes, there is so much injustice,
what can you do about it on your own?
 
35 Aria
Soprano
Melt away, my heart,
in floods of tears,
in honour of the dead.
Complain about your distress
to the world and to heaven:
so many are dead.
 
36 Recitative
Narrator
But the dead, whose names are made known, so that no-one is forgotten, despite the sheer number of murders (for so very many have now taken place), and their names are written down, their deeds are preserved in our memory and they will not be not forgotten. This is what support groups do, exposing themselves to persecution. And their work is hampered at every turn.
But when we hear of the horrors they have experienced and of those who died along the way, we are horrified by the numbers. And that makes us ask: is there really still so much hatred out there? Yes, and much of it happens in broad daylight. And all who see it must bear witness and their testimony is true, as long as they all know that they speak the truth, so that you can see it too.
For: you have heard it has to be said that, in many places:
 
An Affected One
‘Queer people are still in danger.’
 
Narrator
And the following statement is true as well:
 
Another Affected One
‘It has taken place and will not stop by itself.’
 
37 Chorale
All
O, knowledge and the fact
that so much suffering is visible,
help us never to forget
and to avoid prejudice,
to give proper consideration
to our every word and its consequences,
while continuing our work
with vigilance and prudence.
 
38 [omitted in this version]
 
39 Choir
All
Rest in peace, you countless remains,
I no longer deny your suffering,
rest in peace, and bring peace to me as well.
The grave, that is reserved for you,
and that, alas, encloses your suffering,
shall instruct us
to keep truly listening.
 
40 Chorale
All
Oh, whether little angels
carry something like
my soul somewhere...
If the body, whatever its nature,
is received, without pain or anguish,
and without questions being asked...
It would be good enough for me
that my eyes saw
life full of joy,
whether woman, nonbinary or man.
Dear audience, do you hear what I’m saying?
That would be a start.
 
Translation: Georg Kroneis, Mike Wilcox
 
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℗ & © Ārt House 2025
Design: Andy G. Lohner
Layout: Georg Kroneis

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